Über die Suggestion durch Sprache. Einige Anmerkungen politisch-moralischer sowie faktischer Kritik an Medienformulierungen in den Fällen Rodney Reed und Leonard Peltier

Auch wenn momentan bei vielen Erleichterung eingetreten ist, nach dem der Texas Court of Criminal Appeals sowie das Texas Board of Pardons and Paroles die für den 20.11. anberaumte Hinrichtung Rodney Reeds temporär gestoppt hat, so sollten doch ein paar kritische Anmerkungen zu Pressemeldungen erfolgen. Da finden sich in Medien wie FAZ, Tagesschau.de und einigen anderen Formulierungen, die aus politisch-moralischer Sicht oder auch aus faktischen Gründen zu kritisieren sind. So zum Beispiel die Formulierung, dass mit Rodney Reed möglicherweise “der falsche Mann in der Todeszelle sitzt”.

Für uns Menschenrechtler*innen kann niemals der “richtige” in der Todeszelle sitzen, denn die Todesstrafe ist ein grausames Relikt einer vergeltungs- und racheorientierten Justiz ,und wir fordern weltweit die sofortige Abschaffung der Todesstrafe. In einem falschen Justizsystem können Menschen nicht “richtig oder falsch in der Todeszelle sitzen”. Schafft diese unmenschlichen Todestrakte ab. Völlig falsch sind auch Formulierungen, die Reed als “verurteilten Mörder” bezeichnen und somit suggerieren, dass Reed auch ein Mörder ist. Nein, Reed ist wegen Mordes verurteilt, dies ist inhaltlich eine ganz andere Aussage, da somit die Richtigkeit der Rechtsprechung offen bleibt. Es findet keine beabsichtigte oder unbeabsichtigte Suggestion statt. Gleiche Formulierungen finden sich immer wieder auch im Falle des indigenen politischen Gefangenen Leonard Peltier wieder, wenn er als verurteilter Doppelmörder bezeichnet wird. Leonard Peltier hat wie Rodney Reed immer seine Unschuld beteuert. Er ist nachweislich aufgrund durch das FBI manipulierter Beweise und erpresster Zeugen-Falschaussagen zu zweimal lebenslänglich verurteilt worden. Und derzeit lautet die Begründung hierfür auch nicht mal mehr wegen Mordes sondern wegen Mitwisser- und -täterschaft. Aber auch hier suggeriert Sprache uninformierten Leser*innen eine “Wahrheit”, die so überhaupt nicht bewiesen ist und wohl so wohl auch nicht stimmt. Wenn Ernst Bloch einmal formulierte, dass Musik wie eine Hure sein könne, dann sollte man dies bezogen auf Sprache erst recht konstatieren. Sprache ist eben auch verräterisch,und lässt bei genauerem Zuhören oder Lesen die verdeckten manipulativen Absichten erkennen.

Ein Kommentar zu “Über die Suggestion durch Sprache. Einige Anmerkungen politisch-moralischer sowie faktischer Kritik an Medienformulierungen in den Fällen Rodney Reed und Leonard Peltier
  1. Danke für diese wichtige Sensibilisierung.
    “Die Sprache lügt nicht”, denn wenn man genau hinhört, verrät sie mehr über den Sprecher, als dieser möchte.
    Wer sein Gehör diesbezüglich schulen möchte, lese das nach wie vor aktuelle “LTI- Notizbuch eines Philologen” von Voktor Klemperer über die Sprache des Dritten Reichs ergänzt um “Sprachlügen – Unworte und Neusprech von ‘Atomruine’ bis ‘zeitnah'” von Kai Biermann und Martin Haase über Beispiele aus der Gegenwart.

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