MISSHANDELT & UMERZOGEN. Filmdoku zur anhaltenden Geschichte antiindigenen Rassismus in Kanada
Am 13.4.2021 lief auf ARTE die Dokumentation “Misshandelt und umerzogen – Kanadas First Nations” der französischen Regisseurin Gwenlaouen Le Gouil. Der Film, der sich ausschließlich auf den Umgang Kanadas mit den Indigenen bezieht, beschreibt die kanadische Völkermordgeschichte schwerpunktmäßig anhand der beiden Themenkomplexe “Zwangsumerziehuing in den Internatsschulen” sowie “Gewalt gegen indigene Frauen”. Dabei wird auch der anhaltende rassistische Alltag des heutigen Kanadas deutlich, der sich trotz aller Festreden des amtierenden Premierministers Justin Trudeau nicht leugnen lässt. Für alle, die die sehenswerte und zugleich erschütternde Sendung verpasst haben besteht die Möglichkeit unter folgendem Link die Sendung vom 06/04/2021 bis 11/06/2021 auf ARTE MEDIATHEK anzusehen. Außerdem läuft sie nochmals auf ARTE am Dienstag, 27. April um 01:40. Unser Kommentar: Betroffenheits- und antirassistischer Wutfaktor maximale Punktzahl.
https://www.arte.tv/de/videos/093799-000-A/misshandelt-und-umerzogen/
Zum Thema “Zwangsumerziehung in Residential- oder Boardingsschools” findet ihr weitere Angaben u.a. in: Leonard Peltier: Mein Leben ist mein Sonnentanz, S. 109 – 110 Dennis Banks: Ojibwa Warrior, S. 24 – 31 Mitch Walking Elk: There will be no surrender – Ich werde niemals aufgeben, S. 106 – 148 Michael Koch/Michael Schiffmann: Ein Leben für die Freiheit-Leonard Peltier und der indianische Widerstand”, Aufl. 2, S. 48 – 51, S. 142. Weitere Infos, vor allem zum Themenbereich “Gewalt gegen indigene Frauen”, findet ihr immer wieder auch im COYOTE-Magazin der Arbeitsgruppe Indianer und Menschenrechte (AGIM) München.
Infos zum Film aus der ARTE-Website: Die indigene Bevölkerung Kanadas wurde Opfer eines kulturellen Genozids. Die Umerziehung war bis 1996 grausam: Kinder wurden ihren Eltern entrissen und in Internate gebracht. Viele starben dort an Krankheiten, litten unter Misshandlungen oder wurden sexuell missbraucht. Jetzt fordert eine Gruppe von Überlebenden aus Ontario eine Entschädigung für das angetane Unrecht.Die indigene Bevölkerung Kanadas wurde Opfer eines kulturellen Genozids. Nach Bewegungen wie #MeToo und #BlackLivesMatter wird dieses Tabu der kanadischen Geschichte endlich auch aufgedeckt und international angeprangert. Zwischen 1980 und 2012 wurden in Kanada 1.181 indigene Frauen ermordet oder als vermisst gemeldet. Dass 24 Prozent aller Femizide in Kanada an indigenen Frauen verübt werden, ist eine Auswirkung der systematischen Diskriminierung der First Nations. Denn die indigene Bevölkerung wird auch 150 Jahre nach der kanadischen Unabhängigkeit von Großbritannien systematisch in Reservaten von der restlichen Bevölkerung abgeschottet.
Der Indian Act, die sogenannte Indianergesetzgebung, durch die die Briten die indigene Bevölkerung unter Vormundschaft stellten, hat weiterhin Bestand. Es beinhaltet auch das Ziel der „Zivilisierung“. In diesem Rahmen entstanden spezielle Internate, sogenannte Residential Schools, in denen indigene Kinder zu Christen umerzogen werden sollten. Bis 1996 waren diese Internate Schauplätze von Misshandlung und Missbrauch. Hier starben rund 4.000 Kinder.
Die Überlebenden dieser Umerziehungsanstalten leiden bis heute häufig unter Alkoholismus, Drogensucht, häuslicher Gewalt bis hin zu Femiziden und Selbstmord. Der Film „Misshandelt und umerzogen – Kanadas First Nations“ begleitet eine Gruppe Überlebender im Kampf um Gerechtigkeit und Wiedergutmachung. Der kanadische Staat hat zwar Fehler eingestanden, Entschädigungen für die Traumatisierten und ihre Nachkommen wurden allerdings bisher nicht bewilligt.
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