Leonard Peltier: Schwerpunkthema in der jungenWelt vom 14.10.2022

Der Besuch von Carol Gokee, Jean Roach und Lona Knight, drei indigene Delegierte der RISE UP FOR PELTIER COALITION, die seit einem Monat durch Europa reisen, um auch hier die Aufmerksamkeit bei Bevölkerung, Medien und Politik bezogen auf das Schicksal des seit fast 47 Jahren inhaftierten und durch diese Haft sowie durch sein Alter und seinen Gesundheitszustand schwer gezeichneten indigenen politischen Gefangenen zu erhöhen, führt europaweit zu Medienberichten. In der jungenWelt vom 14.10.2022 war hierfür gleich die gesamte Seite 3 reserviert. Anbei die Links zu den Artikeln:

14.10.2022: Ein Schimmer Hoffnung (Tageszeitung junge Welt)

14.10.2022: Im Fadenkreuz des FBI (Tageszeitung junge Welt)

bzw. hier als Kopie:

Im Fadenkreuz des FBI (Geschichte) – Bürgerrechtsaktivist Leonard Peltier ist Opfer eines Justizkomplotts

Leonard Peltier wurde am 12. September 1944 in Grand Forks im US-Bundesstaat  North Dakota als elftes von dreizehn Kindern geboren. Seiner Abstammung nach ist er Ojibway und Dakota Sioux, doch er wurde von den Lakota angenommen. Nach der Scheidung seiner Eltern lebte Peltier fünf Jahre lang bei seinen Großeltern väterlicherseits in der Turtle Mountain Chippewa Reservation, bevor er als Neunjähriger gegen seinen und dem Willen seiner Großmutter von Regierungsangestellten in eine Internatsschule des Buero of Indian Affairs (BIA) gebracht wurde. Peltier bezeichnete diese Zeit, in der es den Schülern verboten wurde, ihre Sprache zu sprechen, ihre Lieder zu singen und ihren Glauben zu praktizieren, später als seine erste Haftstrafe. Insbesondere Fernsehberichte über gewaltsame Übergriffe der Polizei auf indigene Demonstranten trugen nach Peltiers eigenen Angaben zu seiner Politisierung bei.

Im Jahr 1968 – Peltier war damals 24 Jahre alt – wurde in Minneapolis das American Indian Movement (AIM) gegründet. “Red Power” wurde zum Kampfruf der Native Americans. Nach der spektakulären Besetzung der Gefängnisinsel Alcatraz durch knapp 80 Angehörige von 20 Stämmen im November 1969 beteiligte sich Peltier gemeinsam mit anderen Mitgliedern der Widerstandsbewegung im März 1970 an der Besetzung des leerstehenden Fort Lawton bei Seattle. 1972 trat Peltier dem AIM bei und nahm am “Marsch der gebrochenen Verträge” (Trail of broken Treaties) nach Washington DC teil. Da sich das BIA (in der Printversion stand hier versehentlich AIM, aber es ging um das Bureau of Indian Affairs, Anmerkung: MK) als wortbrüchig erwies, besetzten die Aktivisten eine Woche lang dessen Gebäude unweit des Weißen Hauses. Spätestens jetzt geriet Peltier, der an der Besetzung führend beteiligt war, ins Visier der US-Bundespolizei FBI.

Nachdem Bewohner des Reservates von Pine Ridge in South Dakota das AIM angesichts zunehmender Gewalttaten um Schutz gebeten hatten, errichteten Peltier und andere Aktivisten ein Camp auf der Ranch der Familie Jumping Bull. Am 26. Juni 1975 verfolgten zwei FBI-Agenten in Zivilfahrzeugen einen Wagen, der in die Ranch fuhr. Das FBI suchte einen Bewohner des Reservates, der verdächtigt wurde, zwei Landwirtschaftshelfer ausgeraubt zu haben. Doch die Bewohner befürchteten einen Überfall, es kam zu einem ersten Schusswechsel. Über 150 Polizisten umzingelten nun das Anwesen. Am Ende der Auseinandersetzung waren der AIM-Aktivist Joe Stuntz und die zwei FBI-Agenten Jack R. Coler und Ronald A. Williams tot.

Ein später aufgefundenes Sturmgewehr, daß als Tatwaffe bei der Tötung der Beamten gedient haben soll, wurde Peltier zugeordnet. Dieser floh nach Kanada, wurde dort festgenommen und 1976 ausgeliefert. Die Auslieferung erfolgte wesentlich aufgrund der Aussage von Myrtle Poor Bear, einer indigenen Bewohnerin von Pine Ridge, die behauptete, zur Tatzeit Peltiers Freundin gewesen zu sein, und diesen als Mörder benannte. Tatsächlich war die Frau, die nach eigenen Aussagen vom FBI enorm unter Druck gesetzt worden war, zum Tatzeitpunkt gar nicht im Reservat gewesen und Peltier nicht persönlich gekannt. Doch im Gerichtsverfahren wurde Peltier 1977 für schuldig befunden und wegen Mordes zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Heute gilt als sicher, daß die Beweise manipuliert wurden und sich der Bürgerrechtsaktivist unrechtmäßig im Gefängnis befindet.  Kristian Stemmler


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