Zum 11.10.2021 – ein Kommentar zum sogenannten Columbus-Day

Der 12. Oktober  1492, der 22. April 1500,  der 13. August 1521 oder der 19. November 1620, diese vier Daten stehen sowohl hier in Europa als auch in den eroberten Überseeregionen in den Augen der einstigen und heutigen Kolonialisateure bis heute für die historische Errungenschaften der Entdeckung Amerikas. Mal davon abgesehen, dass der Kontinent, der aufgrund einer Fehlinterpretation America genannt wurde, bereits ca. 14.500 Jahre vor Kolumbus Irrtum besiedelt und somit längst entdeckt war, stehen für die Indigenen in Gesamtamerika, wie dieser Kontinent durch die Eroberer mit der Zeit nun genannt wurde, diese Daten für  eine über 500jährige Geschichte von Völkermord, Versklavung und Ausplünderung.  So lebten in der Zeit vor Columbus auf dem gesamten Kontinent ca. 100 Millionen Indigene. Bereits 1521, also vor genau 500 Jahren war die Hälfte der mesoamerikanischen Bevölkerung u.a. durch Krankheiten und militärische Eroberungen gestorben. 100 Jahre später lebten von den ca. 80 – 90 Indigenen Mittel- und Südamerikas noch 3,5 Mio. Menschen. Und in Nordamerika lebten von ursprünglich ca. 8 – 10 Mio. Native Americans 1892 noch ca. 360.000. Wer also meint, man müsse im Jahre 2021 noch einen Columbus-Day (der im Spanischen Tag der RasseDia de la Raza genannt wird) zelebrieren, der-/diejenige zelebriert damit die rassistisch-kolonialistische Geschichte von Eroberung, Völkermord und Ausplünderung eines Kontinents. Dabei hatte und hat die Völkermordpraxis viele Gesichter: die Verbreitung von Krankheiten, militärische Operationen, die Versklavung als Bergwerkarbeiter*innen oder später in der Landwirtschaft, Vertreibung, Hunger und Vernichtung der Lebensgrundlagen. Später kam mit der Zwangssterilisation jährlich zehntausender indigener Mädchen  und Frauen eine weitere Praxis hinzu, die in den USA  noch bis in die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts anhielt und von dort auch in einige südamerikanische Staaten exportiert wurde. Dem klassischen Genozid folgten dann Varianten des Ethnozids und Ökozids. Im Ethnozid ging/geht es vor allem darum, den Indigenen zu töten aber als Menschen leben zu lassen: durch Zwangsumerziehung in Internatsschulen, durch Zwangsadoptionen in weißen Familien, durch Zerstörung indigener Kulturen und indigenen Selbstbewusstseins, durch Zuweisung privatisierten Landes, durch Abhängigmachen von staatlichen Beihilfen. Der Ökozid wiederum beschreibt die zahlreichen Folgen des Lebens und Sterbens vor allem Indigener in den letzten 80 Jahren aufgrund von Uran- & Kohleabbau, Fracking und Teersandgewinnung, Pipelinebauten, Regenwaldvernichtung in Kanada und Südamerika, Lithiumgewinnung, Goldsuche oder Staudamm-Projekten. Nein, dieser Tag ist kein Tag für Feiern, ebensowenig wie der 13. August -der Tag an dem Mexiko erobert wurde. Und wie am diesjährigen 13. August eine Delegation zapatistischer Aktivist*innen der EZLN in Madrid klarstellten, dass es Spanien nie gelungen war, das indigene Mexiko vollends zu erobern und zu unterwerfen, so erheben sich auch in den USA immer mehr Menschen gegen den Columbus-Day als Schandtag des Kolonialismus. Und vielleicht wäre dies ja auch ein guter Anlass, hier und da eines der Denkmäler zu entfernen – Freiwillige fänden sich sicherlich hierfür genug. (by M. Koch)

https://www.news.at/a/amerikas-terrorist-kolumbus?jwsource=cl hier findet ihr weitere Infos per Text und Video

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