Indigene Proteste in Kanada halten an. US-Innenministerin Deb Haaland rückt die US-Internatsschulen in den Fokus ihrer Politik

Ausgelöst durch die Funde von Massengräbern bzw. namenlosen Graberdhügeln indigener Internatsschüler*innen, halten in Kanada die Proteste an. Innerhalb der Indigenen und vor allem auch innerhalb der Betroffenen-Gemeinschaft sind dabei Brandanschläge auf Kirchen, die möglicherweise hierzu im Zusammenhang stehen könnten, umstritten. Viele Angehörige und ehemalige Opfer des Internatsschul-Zwangssystems lehnen diese Aktionen ab. Eindeutig ist aber der Protest gegen den anhaltenden Rassismus und die anhaltende Gleichgültigkeit innerhalb der weißen herrschenden Mehrheitsgesellschaft. Und auch schnelle Entschuldigungen werden nicht ausreichend sein. Die Zeit symbolträchtigen Bedauerns ist vorbei. Die Zeit schreit nach Aufarbeitung und Schuldübernahme. In den USA, wo die Internatsschulen nicht Residential- sondern Boardingschools hießen, kann ebenfalls davon ausgegangen werden, dass anonyme Grabstätten indigener Schüler*innen gefunden werden. Verantwortlich für die Internatspolitik war das US-Innenministerium, dessen erste indigene Ministerin Deb Haaland nun eine „Federal Indian Boarding School Initiative“ ankündigte, um auch in den USA Gräber von Opfern der Internatsschulen zu entdecken. Wie im letzten Newsletter von AGIM nachzulesen ist, wurden im Juni die Überreste von zehn indigenen Kindern, die an der bekanntesten Boarding School, der „Carlisle Indian Industrial School“ in Pennsylvania, gestorben waren, an ihre Familien zurückgegeben. Neun der Kinder stammten von der Rosebud Reservation in South Dakota, eines von Saint Paul Island im fernen Alaska. Die Phase dieser Assimilationspolitik, die unter dem Motto stand “kill the indian save the man” stattfand dauerte noch bis in die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts und wurde sowohl von staatlichen als auch kirchlicher Seite betrieben. Ein Kniefall des Vatikans und anderer christlicher Kirchen vor den Indigenen und eine eindeutige Stellungnahme bleibt aus. Persönlicher Kommentar des Verfassers dieser Zeilen: Wenn Jesus ahnen würde, was da im Namen seines Namens angestellt wurde, würde er alle christlichen Religionen sofort beenden, deren Einrichtungen schließen und die heuchlerischen Prediger von Barmherzigkeit und Nächstenliebe aus ihren blutigen Tempeln jagen.

Mehr zum Thema u.a. in der jungen Welt:

https://www.jungewelt.de/artikel/405544.koloniale-vergangenheit-solidarit%C3%A4t-mit-indigenen.html

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