Falschmeldung zu einer angeblichen Infektion Mumia Abu-Jamals an Covid 19

Falschmeldung zu einer angeblichen Infektion Mumia Abu-Jamals an Covid 19

den folgenden Text leiten wir gerne weiter. Bei aller uneingeschränkten Trauer um die zehntausenden Toten in den USA und überall, sind wir zumindest erleichtert, dass derzeit weder Mumia Abu-Jamal noch Leonard Peltier infiziert sind.

Pressemitteilung 16. April 2020

Kontakt: Sophia Williams 001-917-806-0521, Pam Africa 001-267-760-7344
or Joe Piette 001-610-931-2615

Pressekonferenz verurteilt die grausame Falschmeldung der
Gefängnisbehörde von Pennsylvania, Mumia sei an COVID 19 erkrankt

Als die Gefängnisbehörde Pennsylvanias (PA DoC) am 15. April um 17 Uhr
offiziell und fälschlicherweise behauptete, das Mumia Abu-Jamal an COVID
19 erkrankt sei und sich im Krankenhaus befände, wurde diese Nachricht
innerhalb weniger Minuten in der ganzen Welt verbreitet.
Unterstützer*innen auf der ganzen Welt wurden in der Vergangenheit öfter
durch Falschmeldungen durch die Gefängnisbehörde getäuscht. Deshalb
riefen viele sofort das Gefängnis an, um sich von Mumia direkt
Gewissheit zu verschaffen. Dreiviertel neun am Abend des selben Tages
erlaubte die Gefängnisbehörde Mumia dann, seine Unterstützer*innen
anzurufen. Er erklärte, dass der offizielle Bericht falsch sei: „Mir
geht es gut. Ich bin nicht nicht im Krankenhaus.“Auf einer
Tonaufzeichnung, die teilweise auf der Pressekonferenz vorgespielt
wurde, sagt er: „Was ich brauche ist Freiheit.“

Der ganze Vorfall reiht sich in eine lange Liste von Lügen und
Falschinformationen seitens der Gefängnisbehörde von Pennsylvania, und
dass seit Beginn von Mumias ungerechtfertigter Inhaftierung 1982. Warum
sagt jemand an einem öffentlichen Telefon aus dem Büro der Leitung des
SCI Mahanoy Gefängnisses einem nahestehenden Anrufer, Mumia sei mit
Covid 19 im Krankenhaus?

Wie würden Sie reagieren, wenn eine Behörde Ihnen fälschlicherweise
mitteilte, ein älterer Verwandter leide an Covid 19? Als betroffene*r
Angehörige*r wären sie entrüstet. Genauso erging es den Teilnehmer*innen der Online Pressekonferenz vom 16. April.

Santiago Alvarez, ein Student der UC Santa Cruz, war derjenige, der das
Gefängnis anrief. Er beschrieb nicht nur die aufgenommene Unterhaltung
mit dem Beamten der Gefängnisbehörde, sondern spielte auch einen Teil
davon ab. Sein Gesprächspartner sagte deutlich: „Mumia ist vor 30
Minuten ins Krankenhaus gebracht worden (…) mit Kopfschmerzen und
Atembeschwerden (…) als Vorsichtsmassnahme soll er auf Covid 19 getestet
werden.“

Baruch College Professor Johanna Fernandez, deren Onkel vergangene Woche an der Pandemie starb, berichtete, dass Gefängnisse in den USA die
höchste Infektionsrate der Welt aufweisen. Sie verlangte, dass die
aufgenommene gefühllose Fehlinformation dieses Beamten disziplinarische
Maßnahmen und dessen Kündigung nach sich ziehen sollte.

Temple Universitätsprofessor und Aktivist Marc Lamont Hill verdeutlichte
die hohen Infektionsraten auf der Rikers Island Gefängnsinsel in New
York City, die viel höher als in der Stadt selbst sind oder in Italien.
Er betonte, dass das Einsperren für geringfügige Vergehen wie
Glücksspiel oder Prostitution die Betroffenen letztendlich einem
möglichen Tod durch die Pandemie aussetze. Hill bezeichnete das Vorgehen
des Gefängnissprechers „schockierend – ein atemberaubendes Maß and
Grausamkeit und Gleichgültigkeit.“

Megan Malachi von der Aktivist*innengruppe „Philly for REAL Justice“
erklärte: „Diese Falschmeldung durch ein Gefängnis inmitten einer
globalen Pandemie ist ein weiteres Beispiel der Gewalt, die der
Masseninhaftierung innewohnt. Dieser feige Versuch, Angst und Schrecken
unter den Angehörigen und Unterstützer*innen von Mumia auszulösen, hat
unsere Bemühungen nicht gestoppt, (…) die Entlassung von Mumia und allen Gefangenen zu fordern. Free Mumia! Free ’em All!“

Delbert Africa, einer der kürzlich freigelassen MOVE 9 erinnerte sich,
wie diese „rassistischen, sadistischen Wärter und Angestellte mir das
gleiche angetan haben, nämlich zu verneinen, dass ich krank und im
Krankenhaus war,“ so dass seine Freund*innen und Familie nicht wussten,
dass er tatsächlich schwer krank im Gefängnis war. Während er die
Freilassung von Mumia, Russell Maroon Shoatz, Mutulu Shakur, Jalil
Muntaqim und anderen politischen Gefangenen forderte, beglückwünschte er die Solidaritätsbewegung dazu, dass sie die Gefängnisbehörde zwingen
konnte, Mumia aus seiner Zelle zu lassen und einen Anruf zu seiner
Situation machen zu können – ein sehr unüblicher Vorgang.

Dr. Suzanne Ross beschrieb die Solidaritätsorganisationen in Japan,
Europa und Lateinamerika. Sie erinnerte daran, dass diese Bewegung die
Gefängnisbehörde von Pennsylvania zwingen konnte, Mumia und anderen
Gefangenen Behandlung gegen Hepatits-C zu verschaffen. Gegenwärtig
bereite sie eine Klage vor, um den Staat zu zwingen, Mumia freizulassen,
da die Behörden unfähig seien, die Ausbreitung der Epidemie sowie die
Ansteckung von Mumia und anderen Gefangenen zu verhindern.

Mit Stand vom 15. April 2020 hat es unter Pennsylvanias 45.000
Gefangenen ganze 53 Tests gegeben – 17% davon waren positiv. Die
Behörden testen nicht in ausreichendem Maße, um die vollständige
Verbreitung des Virus zu verstehen. Die Reduzierungsversuche der
Gefangenenzahlen sind angesichts der Epidemie nicht angemessen. Im
letzten Monat wurden nur 474 Staatsgefangene entlassen.

Statt die Inhaftierungszahlen zu reduzieren, macht die Gefängnisbehörde
die schreckliche Situation durch die Auferlegung der systemweiten
Einschließungen noch angespannter. Mumia berichtete in einem Anruf:
„alles ist eingeschlossen – 23 Stunden in der Zelle, 45 Minuten um die
Zelle zu säubern, zu duschen, zum Automatenkiosk, alle drei Tage in den
Hof und das alles in 45 Minuten. Es ist irre. Die Angst krank zu werden
und zu sterben geht um. Wachen haben auch Angst.“

Abu-Jamal erwähnte auch Rudolph Sutton, der im SCI Phoenix inhaftiert
war und am 8. April wegen Atemschwierigkeiten durch COVID-19 an
„mitwirkenden Faktoren des Bluthochdrucks aufgrund einer
Herz-Kreislauferkrankung und Leberzirrhose“ gestorben ist. Mumia leidet
auch an der Leberzirrhose, welche durch die Weigerung der
Gefängnisbehörde verursacht wurde, ihn rechtzeitig gegen Hepatitis-C zu
behandeln. Wie Mumia hatte auch Sutton schon seit über 30 Jahren um
seine Freiheit gekämpft. Nilam Sanghvi, der Direktor des ‘Innocence
Projects’ sagte am 15. April: “Mr. Sutton hätte niemals inhaftiert sein
dürfen. … Sein tragischer Tod unterstreicht die dringende Notwendigkeit,
das der Gouverneur, die Gefängnisbehörde, der Gesetzgeber und die
Gerichte schnell agieren, so dass eine faktisch unschuldige Person es
nicht riskiert, im Gefängnis an COVID-19 zu sterben.“

Mumia wurde wegen eines durch Polizei und gerichtliches und
staatsanwältliches begangenes Fehlverhalten verurteilt. Wie Sutton
bedroht COVID-19 auch sein Leben, bevor er seine Unschuld beweisen kann.

Die Pandemie betrifft ‘Pople of Color’ aufgrund niedriger Löhne,
schlechter Ernährung, unangemessener Wohnverhältnisse und das Unvermögen für Gesundheitsversorgung zu bezahlen unverhältnismäßig
stark. Afroamerikanische Männer zögern, die empfohlenen Masken zu tragen um sich vor Ansteckung zu schützen, aus der Angst heraus, fälschlich als Bedrohung durch rassistische ‘Weiße’ und Polizisten wahrgenommen zu werden. Gesamtgesellschaftlich bedeuten die unverhältnismäßig hohen Inhaftierungsraten für afroamerikanische und hispanische Gefangene ein höheres Todesrisiko durch die Pandemie.

Unterstützer*innen haben  vom 23. – 26. April 2020 eine Reihe von
Aktivitäten für Mumias 66. Geburtstag vorbereitet. Darunter befinden
sich eine Pressekonferenz am 23. April, eine Informationsveranstaltung
am 24., eine „Mumia Libre Instgram Live Dance Party“ am 25. und eine
24-stündige online Lesung am 26. Aril. Details dazu gibt es online auf
https://mobilization4mumia.com/new-events oder 
https://www.facebook.com/cbmhome/ .

Eine Aufnahme der gesamten Pressekonferenz befindet sich auf ZOOM:
https://zoom.us/rec/share/tdRuBJbPykJJY6PEq0X1U4oFDKa8aaa81SIf-6dbyk-Z9SZuPJNz-7iZ2C7U0PBk; 
(Zugangspassword: W5*0&6i!)

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