Rückblick auf die Rosa-Luxemburg-Konferenz

von unserem Chapter aus Weißenfels, die wieder an der RLK mit einem Stand zu Leonard Peltier teilnahmen hier ein kurzer Rückblick.

 Von Afrika, Mumia, den „Rebel Girls“ und „Roter Vogel“

Solidarität mit Afrika stand im Mittelpunkt der Rosa-Luxemburg-Konferenz am Wochenende in Berlin. Und das scheint angesichts der Krisenherde auf dem Kontinent einerseits außerordentlich wichtig, andererseits ist es auch dringend notwendig, dort etwas zu tun. Es funktioniert  nicht, die Länder auszubeuten, dort unseren Wohlstand produzieren zu lassen und sich zu wundern, wenn die Menschen dann ihr Heil in der Flucht gen Norden suchen, um dann in Europa erfahren zu müssen, dass ihnen penetranter Rassismus und Hass entgegenschlägt.

Es gab interessante Gespräche am Rande. Mit der Mumia-Gruppe ohnehin, die eine Grußbotschaft des Langzeitgefangenen verlesen hat. Sie war es übrigens, die unserem Verein Tokata LPSG Rhein/Main vor zwei Jahren die erste Teilnahme an der Konferenz ermöglichte, indem sie  einen Teil ihres Standes zur Verfügung stellte. Nun sind unsere Gedanken bei Mumia, wenn es am 17. Januar zu einer Anhörung in Philadelphia kommt. Mit Mumias Anhängern hoffen wir, dass das angesichts seiner chronischen Hauterkrankung und gravierender gesundheitlicher Schäden aufgrund der Haft ein Schritt in die Freiheit sein könnte. Nach 36 Jahren im Knast und fast 30 davon im Todestrakt. Kann ein System seinen Zynismus besser zur Schau stellen?

Daneben gab es interessante Gespräche mit dem linken Schauspieler Rolf Becker und Victor Grossmann. Becker haben wir die Autobiografie „Ich werde mich nie ergeben“ von Mitch Walking Elk übergeben. Hintergedanke dabei war eine literarisch-musikalische Veranstaltung: Becker, der aus dem Buch des Mitgliedes des American Indian Movement liest und Mitch, der dazu seine kraftvollen Lieder singt. Der Schauspieler schien nicht abgeneigt. Mal sehen, ob sich da was entwickelt.

Das zweite Gespräch ergab sich mit Victor Grossmann, der vor Jahrzehnten aus der US-Army desertierte und in der DDR eine neue Heimat fand. Mit ihm hatten wir zuerst als Leser seiner journalistischen Arbeiten auch in der Tageszeitung Junge Welt, Organisator der Konferenz, zu tun. Und vor fünf Jahren saß er im Podium der Leipziger Buchmesse. Der Palisander-Verlag stellte damals auch die Neuauflage von Liselotte Welskopf-Henrichs „Das Blut des Adlers“ vor. Wer die Autorin nicht kennt, hat etwas verpasst. In den 1970er Jahren ist sie mit führenden Mitgliedern des American Indian Movement zusammengetroffen. Und ihre Bücher lassen sich noch heute eins zu eins in die Gegenwart der Pine-Ridge-Reservation projizieren. Dort herrscht 50 Jahre später noch immer eine Arbeitslosigkeit von 80 Prozent, die Alkoholismusrate ist noch höher und die Perspektivlosigkeit der Jugend erschreckend. Und Victor fragten wir damals, warum er in seinem Buch „Rebel Girls“ neben Angela Davis und Jane Fonda nicht auch einer Indigenen ein Denkmal gesetzt hat? Seine Antwort damals wie heute: Das Material habe dafür nicht ausgereicht. 34 aufrichtige Frauen und Kämpferinnen hat er porträtiert und hätte auch den Frauen ein Denkmal setzen können, die 1973 ganz wesentlich dazu beigetragen haben, dass Wounded Knee als Ort des letzten Massakers der US-Armee an Big Foots Stamm  besetzt worden ist. Victor Grossmann wird in zwei Monaten 90 Jahre alt und entwickelt immer neue Projekte. Geht es nach ihm, will er regelmäßig eine Kolumne für eine linke Tageszeitung schreiben. Immerhin kann er sich ein Urteil erlauben über die USA und sicher auch über die Gründe des Niedergangs des Sozialismus in der Welt. Und vielleicht greift er ja doch noch mal zum Papier, um eine indigene Frau zu porträtieren. Doch auch so muss man vor dem engagierten Mann den Hut ziehen.

Was übrigens den Palisander-Verlag aus Chemnitz angeht, hat er nicht nur die Werke der deutschen Autorin Welskopf-Henrich (u.a. „Die Söhne der großen Bärin“) veröffentlicht, sondern auch Bücher von zwei Indigenen: „Roter Vogel erzählt“ von Zitkala-Sa, einer politisch engagierten Dakota, sowie „Das Wunder vom Little Bighorn“ von John Okute Sica, der zu den Nachkommen derer gehört, die mit Tataka Iyotake  (Sitting Bull) 1876/77 nach Kanada geflohen sind.

Tokata LPSG Rhein/Main ist vom 19. bis 21. Januar in Stuttgart beim Indianer-Inuit-Filmfestival am Rotebühlplatz mit einem Stand vertreten. Dort gibt es die jetzt erschienene Taschenbuchauflage von „Ein Leben für die Freiheit“ über Leonard Peltier sowie Bücher von einem halben Dutzend nordamerikanischer Indigener.

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