Wir glauben an die Zukunft – Rückblick auf das 6.Nordamerika-Filmfestival „Indianer.Inuit“ in Stuttgart

Neu: Postkartenaktion ans Weiße Haus gestartet

Das Beste hatten sich die Veranstalter des Indianer- und Inuit-Nordamerika- Filmfestivals in Stuttgart um ihren künstlerischen Leiter Gunter Lange für den Schlusstag am 24. Januar aufgehoben: Die Hoffnung. Und auch bei uns stirbt die Hoffnung zuletzt. Klar, die Vertreter der Tokata – Leonard-Peltier-Support- Group Rhein-Main hätten sich noch mehr Resonanz gewünscht, aber selbst in Stuttgart, wo Kenner der indigenen Szene zuhauf vor Ort waren, ist der Name Peltier nicht jedem geläufig gewesen.

friedlich vereint: Tokata - West- und Ost - Chaptermitglieder Holger Zimmer, Claudia Weigmann - Koch, Michael Koch, Elke Zimmer und Kerstin Groepe vom TraumFänger - Verlag.

friedlich vereint: Tokata – West- und Ost – Chaptermitglieder Holger Zimmer, Claudia Weigmann – Koch, Michael Koch, Elke Zimmer und Kerstin Groepe vom TraumFänger – Verlag.

Wie auch, ist der Fall  nur noch selten bürgerlichen Medien eine Berichterstattung wert und auch in linken Medien sind Beiträge zu Peltier selten zu finden. Anlässlich des traurigen Jubiläums von Peltiers 40jähriger Inhaftierung sollte sich dies tatsächlich ändern. Das im März 2016 beim TraumFänger – Verlag erscheinende Buch „Ein Leben für die Freiheit –Leonard Peltier und der indianische Widerstand“, auf das beim Festival auch hingewiesen wurde, wird mit Sicherheit hierzulande ein mediales Zeichen setzen.

Beim Festival wurde eines vielfach im Film gezeigt: Die Ausweglosigkeit für Menschen nicht nur im Hohen Norden Amerikas, sondern auch in der Pine-Ridge- Reservation der Oglala-Lakota in South Dakota (USA) mit ihrer 80-prozentigen Arbeitslosigkeit. Eine Frau meinte am Rande des Festivals in einem Interview, sie wünschte sich mehr Filme, die Mut machen würden und nicht nur die Ausweglosigkeit eines kolonialisierten und unterdrückten Volkes zeigten.

Und dann kam also der Sonntag und mit Kindern und Jugendlichen trieb die Hoffnung ihre wunderbar vollendeten Blüten. In diversen Musikclips zeigten sie, was sie bewegt und was sie an Potentialen drauf haben. Es wäre ihnen der erste Preis – vergeben vom Publikum – zu wünschen gewesen, als sie auch gegen Fracking ansangen. Diesen erhielt jedoch der Hip-Hop-Künstler Frank Waln, der in Stuttgart das Publikum auch mit einer Liveperformance zu begeistern wusste. Gemeinsam mit Inez Jasper, Nataanii Means und Mike Cliff war Waln auch in der Musikdokumentation „Rebel Music“ zu sehen. So setzt sich Waln gegen die Keystone-Pipline ein, die auch Indianerland tangieren soll. Inez Jasper engagiert sich für Selbstverteidigungskurse für Frauen, die vielfach Opfer von Vergewaltigung und Mord werden. Und Mike Cliff macht Jugendlichen Mut, um an sich zu glauben und daran, dass sie eine Perspektive haben. Es sind die jungen Rebellen, die es richten müssen, damit die Natives der USA und die First Nation in Kanada den Glauben an die Zukunft nicht verlieren: In Tomorrow we believe – Wir glauben an das Morgen (so der Titel des Filmfestivals)

Und Mut hat das auch uns gemacht, unsere Anstrengungen zu vergrößern und für die Begnadigung von Leonard Peltier u. a. mit einer neuen Postkartenaktion zu kämpfen. In einer Fragerunde hoben anwesende Vereinsmitglieder hervor, dass bereits mehrere 10 000 Euro für Musikinstrumente und dazugehörige Ausrüstung als Spende in verschiedene Reservationen gegangen sind, um Jugendlichen die Chance zu eröffnen sich zu artikulieren, mit Sprache und Musik sich für ihre Belange einzusetzen, wahrgenommen zu werden und sich über kulturelle und nationale Grenzen hinweg mit anderen Menschen für eine bessere Zukunft zu engagieren. Eine Investition in die Zukunft. Denn einer der indigenen Gesprächspartner meinte während einer Fragestunde zwar, dass jeder Mensch – auch in Europa – in seinem Land ein Ureinwohner ist. Aber seien wir ehrlich: W i r leben nicht mit der Erde, wir leben von ihr und würden sie bis zuletzt ausbeuten, sollte es auch den Untergang unserer sogenannten Zivilisation bedeuten.

Vom Publikum als beste Filme ausgewählt wurden: SOL, als beste Dokumentation, die den Tod eines jungen Inuk-Mannes in einer Polizeistation zum Inhalt hat. Als bester Spielfilm wurde „Uvanga“ ausgewählt, der über eine Mutter, die mit ihrem Sohn in die Heimat ihres Vaters zurückkehrt erzählt. Als bestes Musikvideo wurde Frank Walns „My Stone“ und als bester Animationsfilm „The Iroqois Creatin Story“ gewählt. Ob eine solche „Best – of – Wahl“ tatsächlich mehr als sehr subjektive Bewertungen ausdrückt und Sinn macht, mag dahingestellt sein. Auf alle Fälle allen am Filmfestival Beteiligten ein großes Dankeschön.

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