16. & 17.9. Venedig/Italien: Aktionswochenende für Leonard Peltier und zur Flüchtlingspolitik in Italien

Am 16. und 17. September fanden in Venedig vielseitige Aktionen zu dem indigenen politischen Gefangenen Leonard Peltier und zur italienischen aber auch europäischen Flüchtlingspolitik statt. Organisiert wurden das Aktionswochenende anlässlich des 79. Geburtstages Peltiers am 12.9.2023 durch das Comitato di Solidarietà con Leonard PeltierMilano. Unterstützt wurden die einzelnen Aktionen unter anderem durch Amnesty International Venezia,   Cangleska Oyate – il cerchio del popolo (Kulturelle Vereinigung zur Verbreitung der Kultur und Tradition der amerikanischen Indianer aus Venedig,  Vertreter*innen von Kirchengemeinden und Flüchtlingsgruppen sowie Tokata-LPSG RheinMain. Für die beiden Vertreter*innen aus Deutschland, Claudia Weigmann-Koch und Michael Koch) war es das erste Mal, dass sie mit Aktivist*innen wie Andrea de Lotte oder Daniela Bezzi (beide aus Mailand) zusammentrafen, wobei es vor allem zu Andrea seit vielen Jahren einen langen, regelmäßigen Kontakt und gemeinsame Aktionsplanungen zu Peltier in den jeweiligen Ländern gab. Entsprechend war auf beiden Seiten die Freude groß, endlich bei einer gemeinsamen Aktion zu Leonard Peltier zusammenzufinden. Unter den Teilnehmer*innn der etwas über 20köpfigen Demonstrationsgruppe befand sich auch der italienische Übersetzer des Cheyenne-Dichters Lance Henson, Mauro Marra aus Pordone. Auch dies  war eine Verbindungslinie, denn Lance Henson nahm am 7. Dezember 2000 in Frankfurt am Main an der ersten Leonard Peltier Kundgebung der damaligen Initiative LPSG RheinMain, heute Tokata-LPSG RheinMain e. V., teil. Weiterhin unter den Teilnehmenden waren zwei Bekannte aus Venedig von Il Cherchio del Popolo, Alberto und Manuella, die seit Jahren ebenfalls am Oglala Commemoration Day in der Pine Ridge Reservation teilnahmen und mit denen sich die beiden Tokata-Vertreter*innen daher erst vor knapp drei Monaten dort trafen.

Die Auftaktveranstaltung leiteten Andrea De Lotto (Comitato di Solidarieta) und ergänzend Dr. Michael Koch (Tokata-LPSG) mit Informationen zu Peltier, dessen Fall sowie dessen aktueller Situation vor dem Bahnhof Santa Lucia von Venedig kämpferisch ein. Neben den Transparenten sorgte auch eine Stelzenlauf-Performance mit Flagge des American Indian Movement (AIM) für Aufmerksamkeit auf dem mit Einheimischen und Touristen gut besuchten Vorplatz des Hauptbahnhofes. Überraschenderweise erhielten sie dabei Besuch von zwei kalifornischen indigenen Touristen, die sich für das Interesse und Engagement von Europäer*innen für indigene Themen und Peltier herzlich bedankten. Mit musikalischer Begleitung und Megaphon – Ansagen durch Andrea De Lotto ging es dann in einem kleinen Demonstrationszug bis zur Rialtobrücke, über der dann die erstaunten Tourist*innen „free Peltier-Transparente“ wehen sahen.  Nach der spätnachmittäglichen Infoveranstaltung zur Flüchtlingslage starte dann abends im Centro Sociale Rivolta im Festlandsstadtteil Venedigs, Marghere,  der Abend mit einem Dokufilm zur letztjährigen Europareise der RISE UP FOR PELTIER COALITION. Der 45minütige Film zeigte einerseits Stationen der Delegation in Italien und in Frankreich (die Reise führte auch in die Schweiz und nach Deutschland), gab den drei Delegierten Jean Roach, Caroll Gokee und Leona Knight (die auch im Board of Directors des ILPDC aktiv waren) außerdem ausreichend Raum um über Themen wie den 1975er Überfall des FBI auf das AIM-Schutzcamp nahe Oglala und den darauf folgenden tödlichen Schusswechsel, über Traumatisierungen aufgrund der erfahrenen Internatsschul-Zwangsunterbringung indigener Kinder oder über Leonard Peltier zu berichten. Anhand des seit vielen Jahren bestehenden Konfliktes im Val di Susa gegen den Bau einer Bahntrasse (No TAV) gab es auch Gegenüberstellungen aus dem Kampf um die Dakota Access Oil Pipeline in Nord Dakota. Im Anschluss zu dem Filmbeitrag bedankte sich Michael Koch bei den Organisator*innen der Veranstaltungen nochmals für die Einladung und betonte dabei die Wichtigkeit und auch Notwendigkeit sich europaweit und auch weltweit im Kampf für Peltiers Freiheit aber generell auch im Kampf um Menschenrechte, gegen die Zerstörung dr Natur und gegen Ausbeutung solidarisch zu verbinden. Dabei überbrachte er auch den Dank von Leonard Peltiers Anwälten an die europäischen Unterstützer*innen. Anschließend berichtete er zu aktuellen Informationen zu Leonard Peltier, zur Arbeit von Tokata-LPSG RheinMain und zur Weiterentwicklung europaweiter Supportarbeit für Peltier und beantwortet in diesen Zusammenhängen auch zahlreiche Fragen. Außerdem wurde Leonard Peltiers Grußwort aus dem Buch „Ein Leben für die Freiheit – Leonard Peltier und der indianische Widerstand“  ins Italienische übersetzt verlesen sowie zwei zur Thematik passende Songs, STOLEN und WOUNDED KNEE TOO  präsentiert. Mit traditionellen Lakota-Klängen endete der erste Aktionstag in Venedig, der ganz im Zeichen europaweiter Solidarität mit Leonard Peltier und weiterer indigener Belange stand. Passend hierzu auch der Ort der Abendveranstaltung, da 2021 im Centro Sociale Rivolta für zwei Wochen ein Teil der zapatistischen Delegation bei der GIRA POR LA VIDA ihr Quartier hatte und Tokata-LPSG RheinMain ja auch an diesem Reiseprojekt in Deutschland beteiligt war.

Der Sonntag startete vormittags mit einer mehrstündigen Bootsfahrt durch die Lagunen rund um Venedig. Als das mit Free – Peltier – Transparenten behängte Schiff mit lauter Kapellenmusik und Free Peltier – Peltier Libero – Rufen die Tourismus – Hot Spots Venedigs passierte, fand dies die Aufmerksamkeit hunderter Menschen an den Ufern als auch auf den zahlreichen Booten, Wassertaxis und –bussen. Giovanni Ceccioni aus Venedig, der an der Vorbereitung der Venedig-Aktion unterstützend beteiligt war, präsentierte anschließend bei der Bootsfahrt umfassende Informationen zur Geschichte der Stadt, zu Projekten des Hochwasserschutzes, zum Lagunenschutz und auch zu einzelnen  Inseln. Wieder zurück in Venedig – Stadt, verabschiedeten sich die italienischen und deutschen Teilnehmer*innen des Aktionswochenendes mit der gegenseitigen Versicherung auch in Zukunft die europaweite Zusammenarbeit zur Unterstützung Leonard Peltiers aber auch bei Umwelt- und Menschenrechtsfragen auszubauen.

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