Es gibt keine einäugigen Wahrheiten Part III: von der Letzten zur Nächsten Generation oder wer verdient hier eigentlich das Prädikat “kriminelle Vereinigung”?

Und zum Ende der Trilogie ein persönliches Statement, dass nicht repräsentativ für unseren Verein und die Meinung dessen Mitglieder steht.

Seit gestern überschlagen sich die Medienberichte anlässlich des tollwütigen staatlichen Versuchs, die Aktivist*innen der LETZTEN GENERATION sowie deren Unterstützer*innen durch die Anwendung des § 129 StGB zu kriminalisieren und für das juristisch nicht geschulte Bürger*innenhirn in die Nähe von Terrorismus zu stellen. Dies ist anschlussfähig an das Versammlungsgesetz NRW, das sich u.a. gezielt auch gegen ENDE GELÄNDE richtet. Und im internationalen Kontext, wie z. B. in den USA, ist dies die gleiche repressiv-reaktionäre Reaktion der die Kapitalinteressen vertretenden herrschenden Politik und Justiz, die nach den Pipeline-Protesten gegen die DakotaAccessOilPipeline sowohl in vielen Bundesstaaten aber auch auf Bundesebene extreme Gesetzesverschärfungen beschlossen hatte, um solche Proteste zu kriminalisieren.

Passend dazu verschwinden wieder die Gefahren, die von Faschist*innen und Rechtsextremist*innen ausgehen, die sich nicht nur in der Reichsbürger-Szene befinden, sondern wie Fische im Tümpel u.a. auch staatlicher Organisationen (Parteien, Bundeswehr, Polizei, Justiz, Rettungsdienste etc.) munter schwimmen. Passend dazu ausgeblendet die Gefahren für das globale Überleben nicht nur für Menschen, die durch die herschenden Verhältnisse des internationalen Raubbau-Kapitalismus ausgehen, der mit seiner unersättlichen Gier nach Profiten verantwortlich ist für Kolonialismus, Kriege, Umweltzerstörung, Artensterben, Armut, Ausbeutung, weltweiten Fluchtbewegungen, Hungersnöte und Ausbreitung von Krankheiten.

Als Menschenrechtler*innen und zugleich Umweltaktivist*innen richten wir seit nun über 10 Jahren unsere Aufmerksamkeit auf die Zusammenhänge von sozialen Fragen, Umweltbelangen und Menschenrechtsverletzungen. Ausgehend von unserem Vereinsfokus bilden wir dies schwerpunktmäßig sowohl im possitiven als auch negativen vor dem Hintergrund indigener Belange ab. Ob in eigenen Publikationen oder Vorträgen, Lesereisen oder Blogs haben wir uns somit in den letzten Jahren immer wieder mit Themen befasst wie “Uranabbau, Umweltprobleme, Gesundheitsfolgen”, “Kohleabbau, Umweltfolgen und Vertreibung Indigener”, “Fracking, Teersandabbau, Pipelines und deren Auswirkungen auf Umwelt, Menschenrechte, Femizide”, “Tren Maja, Angriffe auf autonome zapatistische Geemeinden, Grundwasser – Beteiligung europäischer Konzerne/Firmen an Umwelt- und Menchenrechtsverbrechen in Mexiko”. Seit über einem Jahrzehnt forscht und studiert der Autor dieser Zeilen zu diesen Themen und Zusammenhängen und versucht die Ergebnisse zum Beispiel bei Aktionen von FRIDAYS FOR FUTURE, ALLE DÖRFER BLEIBEN, WALD STATT ASPHALT sowie von Bürgerinitiativen und engagierten Bürger*innen anhand verständlicher Umrechnungsbilder und Zahlen deutlich zu machen. In den vergangenen Tagen las ich nochmals ausführlich die Bücher von Naomi Klein “Warum nur ein Green New Deal unseren Planeten retten kann”, Andreas Malm “Wie man eine Pipeline in die Luft jagt. Kämpfen lernen in einer Welt in Flammen” oder der EZLN “Das kritische Denken angesichts der kapitalistischen Hydra”, fand aber auch in der Lektüre des Büchleins “Impulse zut Humanisierung. Ein Gespräch zur Aktualität von Hermann Hesse mit Volker Michels” hier bereits sehr frühzeitige (1930 & 1960, S. 61, 62) und heute mehr denn je gültige Gedanken Hesses.

Wer diese Informationen kalt-analytisch oder auch affektiv-menschlich zu sich nimmt, wer erkannt hat, dass wir jetzt handeln müssen und dass das Handeln und die Handlungsversprechen von Politik, Wirtschaft, Nationen, usw. nicht nur nicht ausreichen, auch nicht glaubwürdig und seriös sind, ja nur als Zeitpuffer dienen, den tatsächlich globalen Umbau unserer Politik- und Wirtschaftssysteme zu Gunsten einer weiteren zukünftigen kapitalistischen Weltordnung (die auch von den selbsternannt kommunistischen Staaten getragen wird) zu verzögern bzw. diesen Umbau (systemchange) zu verhindern, wer all dies erkennt, kann eigentlich nicht anders als sich gegen diese Politik und Kapitalverhältnisse zu erheben. Mögen einzelne Auseinandersetzungsformen dabei auch nicht legal sein, solange sie nicht menschenverachtend und lebensgefährdend sind, sind sie m. E. durchaus legitim – ja zwingend notwendig. Die Abschlüsse der Klimakonferenzen (COP) und der trotz aller Worte danach erfolgende weitere rasante Anstieg von CO2 – Emissionen sind wie ein höhnischer Faustschlag in die Gesichter jener Menschen, die heute bereits an den Folgen der Umweltzerstörung leiden bzw. verstorben sind. Und gleichzeitig werden diese Menschen weiterhin durch Konzerne und zu Gunsten des Bruttosozialproduktes einzelner nationaler Ökonomien ausgebeutet, vertrieben, bedroht und durch Killer ermordet. Da lässt sich schon polemisch fragen, wer und wo hier die wahren “kriminellen Vereinigungen” sitzen? Und eben diesen werden wir im Sinne einer humaneren, friedlicheren, sozial gerechteren sowie die Umwelt und Menschenrechte prioritär schützenden Welt den Kampf ansagen. Die wahren Kriminellen und Verantwortlichen “kleben sich nicht auf Straßen, sie kleben an ihren Posten, Profiten, an ihrem Besitz und ihrer zerstörerischen verantwortungslosen Macht”. Das ist die echte “letzte Generation, wir sind die NÄCHSTE.”

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