Keine weitere Blutkohle aus Kolumbien

In vielen unserer Vorträgen und Reden sowie in unserem Buch “Ein Leben für die Freiheit – Leonard Peltier und der indianische Widerstand” haben wir auf den Zusammenhang von Kohleabbau in Kolumbien, Umweltzerstörung und der damit verbundenen massenhaften Vertreibung und Ermordung indigener Bevölkerung berichtet. Unter Verweis auf die aktuelle Energieversorgungskrise scheint nun keine ökologische Dummheit (Laufzeitverlängerung von AKWs, Abriss Lützerath, Frackinggas…) und kein Menschenrechtsverbrechen zu groß, um nicht doch wenigstens in good old Germany die Wirtschaft anzuheizen und uns warme Buden zu garantieren . Nun sei jedem seine gesicherte und bezahlbare Energieversorgung gegönnt, aber zu welchem Preis? Energiesicherung hierzulande aufkosten von Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung anderswo ist inakzeptabel. Daher unterstützen wir folgende Petition:

https://chng.it/YHV5gx5Ld6

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Olaf Scholz,

Stoppen Sie die Ausweitung extraktivistischer Aktivitäten und systematischer Menschenrechtsverletzungen gegen indigene und afro-kolumbianische Gemeinschaften in Kolumbien! 

Keine Importe kolumbianischer Blutkohle mehr nach Europa!

Seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 sucht Deutschland, ein Land mit einem hohen Energiekonsum nach Alternativen, um die Nachfrage nach russischer Kohle zu decken. Eine kurzfristige Lösung stellt die kolumbianische Kohle dar, Exportgut aus den nördlichen Regionen La Guajira und Cesar.

Im April 2022 telefonierten Sie mit dem damaligen kolumbianischen Präsidenten Iván Duque. Aus Ihrem Gespräch folgte, dass der Betrieb der El-Cerrejón-Mine trotz bereits angekündigter Schließung wieder ausgeweitet werden wird. Dafür soll der Bruno-Strom umgeleitet werden – die einzige Wasserquelle der dort lebenden indigenen und afro-kolumbianischen Gemeinschaften. Diese Entscheidung fiel ohne die Zustimmung der betroffenen Gemeinden und unter Missachtung der Stimmen von Expert*innen, die vor einer Dürre warnen. Es ist erwiesen, dass die größten Kohle-Exporteure in Kolumbien bereits zahlreiche Menschenrechtsverletzungen und Umweltschädigungen begangen haben. 

Der Ausstieg aus der russischen Kohle  darf nicht auf Kosten der Menschenrechte von anderen geschehen! 

Bereits 164 Organisationen aus 28 Ländern haben diese 3 Forderungen an Sie gerichtet:

1. Schneller und fairer Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, um die Erderwärmung auf unter 1,5 °C zu begrenzen: Laut dem zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) ist der menschliche Einfluss unumkehrbar und beispiellos: Wir haben weniger als 30 Monate Zeit, um die Erderwärmung auf 1,5 °C zu halten. Dafür müssen grundlegende Änderungen in den Produktions- und Verbrauchsmustern erfolgen: Die Fortsetzung der Ausbeutung indigener und afro-kolumbianischer Gebiete zur Förderung einer auf fossilen Brennstoffen basierenden Wirtschaft ist nicht der richtige Weg. Es ist zwingend erforderlich, dass die Bundesregierung ihre Ziele zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen einhält; nicht nur durch den Kohleausstieg im Inland, sondern auch durch den Verzicht auf fossilen Brennstoffen aus dem Ausland.

2. Die historische Verantwortung für die Umweltverschmutzung übernehmen, die durch jahrzehntelanges bewusstes Agieren der fossilen Energiekonzerne entstanden ist: Dies ist ein Aufruf an die deutsche Regierung, sich der historischen und aktuellen Verantwortung gegenüber den indigenen und afro-kolumbianischen Gemeinschaften auf kolumbianischem Gebiet zu stellen, welche  die Folgen des Kohleabbaus in ihrem Heimatland für das nicht nachhaltige Energiesystem in Deutschland erlebt haben und weiterhin täglich erleben. Die daraus resultierende Klima-, Wirtschafts- und soziale Krise trifft in erster Linie die Menschen, die nicht zur Verschlechterung der von ihnen bewohnten Ökosysteme beigetragen haben. Die Zivilgesellschaft fordert eine angemessene Entschädigung für die verursachten sozialen und ökologischen Schäden, basierend auf dem Prinzip der gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung im Rahmen der Klimagerechtigkeit.

3.Die Gewährleistung des Rechts auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt: Die Entscheidungen über die Ausweitung der Bergbauaktivitäten in der Region La Guajira und die Umleitung ihrer einzigen Wasserquelle, dem Bruno-Strom, wurden ohne Zustimmung der indigenen und afro-kolumbianischen Wayuu-Gemeinschaften des Gebiets getroffen. Dies und die zunehmenden Drohungen, Schikanen, Verfolgungen und Diskreditierungskampagnen gegen die Anführer:innen der Gemeinschaften gefährden die Unversehrtheit der Menschen und Ökosysteme in diesem Gebiet in hohem Maße. Die Solidarität mit den Menschen in der Ukraine darf nicht auf Kosten der indigenen Völker der Wayuu und der afro-kolumbianischen Gemeinschaften in Kolumbien gehen: Ein gerechter Wandel muss mit dem Schutz der betroffenen Menschenrechts- und Umweltaktivist:innen beginnen. Es ist notwendig, dass Staaten konkrete Maßnahmen für den Frieden und eine nachhaltige Zukunft geltend machen – in der Europäischen Union, in Kolumbien, weltweit. 

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