Kamloops: In Gedenken an die gedemütigten, misshandelten, gefolterten, vermissten und ermordeten jungen Indigenen in den Boarding- (USA) und Residential-Schools (Kanada)

Als wir 2019 eher zufällig bei der Durchfahrt vom Wells Gray National Park nach Vancouver in Kamloops durchfuhren, sahen wir vom Highway 5 aus das jährliche Powwow. Also machten wir eine mehrstündige Pause, nichtsahnend, dass direkt über dem Powwow-Gelände die Kamloops-Residential School lag. 2021 wurde diese Schule innerhalb weniger Stunden zum weltweiten Symbol der grausamen Internatsschul-Praxis, der die indigenen Kinder in den USA und Kanada ausgesetzt waren, denn es wurden auf dem Gelände 2015 anonyme Gräber indigener Kinder gefunden. Über diese Internatsschulen, in denen indigene junge Menschen systematisch misshandelt und missbraucht wurden hatten wir nicht nur viel gelesen, sondern auch in dem Buch “Ein Leben für die Freiheit-Leonard Peltier und der indigene Widerstand” einiges geschrieben. Und dennoch traf uns diese Nachricht 2021 erneut wie ein Blitz. Diese neue Nachricht über die abscheuliche Genozid- und Ethnozidpraxis der Zwangsumerziehung junger Natives (dämmert es euch, heute geschieht dies in Russland mit entführten ukrainischen Kindern und in der VR China mit Uiguren, es geschah unter Stalin in der Sowjetunion mit dortigen Indigenen und auf Grönland unter dänischer Regierung mit den dortigen Indigenen) raubte mir dann den Schlaf und aus der Betroffenheit entstand der Song “STOLEN” (YouTube https://www.youtube.com/watch?v=n81ZrQuu6Uc ).

Nach 6 Jahren machten wir erneut Stopp in Kamloops auf dem Weg von der Sunshine Coast nach Nord Dakota. Es war mal wieder ein Zufall, der uns dann bei der Secwépemec Evelyn Camille übernachten ließ. Der Zufall hieß Nina Reuther, mit der wir über die European Alliance for the Self Determination of Indigenous Peoples und das Stuttgarter Nordamerika-Filmfestival “INDIGEN” seit Jahren in Kontakt waren und die just bei Evelyn derzeit für einige Wochen wohnt. Evelyn Camille, in den 70er Jahren auch mit Leonard Peltier befreundet, verbrachte als Kind selbst 10 Jahre in Kamloops zwangsweise auf der Internatsschule, ebenso ihre Mutter. Am gestrigen Abend fuhren wir mit Nina, Evelyn sowie deren Tochter an jene Stelle, die so vielen First Nation Kindern das Leben zur Hölle machte. In kurzer aber sehr eindringlicher und bewegender Weise ließ uns die Secwépemec-Elder an ihrer Geschichte, die die Geschichte hunderttausender nordamerikanischer Indigener war und ist, teilnehmen. Und eindringlich endete ihre Erzählung mit der Botschaft, dass sich so etwas niemals wieder wiederholen darf, für keine Kinder dieser Welt, gleich welcher Nation, welchen Kontinents, welchen Glaubens, welcher Hautfarbe. Diese Worte sollten den Herrschenden dieser Welt in den Ohren dröhnen. Uns sind diese Worte ein Vermächtnis, mit unserem Kampf für Menschenrechte und unserer Solidarität mit den Indigenen fortzufahren.

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